Nadia Walker überzeugt auch im Engadin

Die 32-jährige Altdorferin Nadia Walker ist noch nicht müde. Auch 137 Kilometer und 4‘040 Höhenmeter sind kein Problem. Bei wechselhaftem Wetter zeigte sie beim Nationalpark Bike-Marathon in Scuol ein starkes Rennen und bewältigte den längsten Marathon der IXS-Serie als zweitschnellste Frau.

Am Samstag 30. August 2014 fand im Engadin die 13. Austragung des Nationalpark Bike-Marathons statt. Die rund 2‘000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich zwischen vier verschiedenen Distanzen entscheiden, welche sie rund um den Schweizer Nationalpark führten. Nadia Walker startete auf der Langdistanzstrecke mit Start und Ziel in Scuol. Nicht weniger als 137 Kilometer und 4‘040 Höhenmeter galt es zu überwinden. Die Strecke war technisch nicht sehr anspruchsvoll, aber mit 137 Kilometer der längste Marathon der IXS-Serie. Zudem wartete mit dem 2‘700 Meter hohen Chaschaunapass, ein grosses „Tageshindernis“ auf die Fahrerinnen und Fahrer.

Nadia Walker ging das Rennen aufgrund der langen Distanz eher verhalten an. Lokalmatadorin und Leaderin der IXS-Gesamtwertung, Milena Landtwing, schlug bereits im ersten Anstieg nach Costainas ein hohes Tempo an und setzte sich von ihren ersten Verfolgerinnen Nadia Walker und Cornelia Hug ab. In der zweiten Steigung von Fuldera nach Döss Radond und Alpisella erhöhte Nadia Walker das Tempo und machte sich alleine auf die Verfolgung von Milena Landtwing. In der rasanten Abfahrt und auf dem anschliessenden Singletrail durchs Val Mora gelang es Walker sich an eine Männergruppe zu heften und so die Pace weiter hoch zu halten. Nach 71 km passierte sie Livigno als Zweitplatzierte, rund 10 Minuten hinter Milena Landtwing und 5 Minuten vor Cornelia Hug. Die weiteren Konkurrentinnen, unter anderem aus Deutschland, Tschechien und Australien angereist, lagen bereits deutlicher zurück.
 
Mit dem Anstieg auf den Chaschaunapass folgte nun ein sehr steiler Streckenabschnitt, auf dem das Bike einige Male geschoben werden muss. Dies ist nicht weiter verwunderlich, gilt es doch auf knapp 7 Kilometern nicht weniger als 900 Höhenmeter zu überwinden. Nadia Walker fand schnell einen guten Rhythmus und kam ohne grössere Probleme über den Pass. „In der Anfahrt von Livigno Richtung Chaschaunapass nahm ich etwas Tempo raus und versuchte meine Kräfte zu bündeln. Ich fühlte mich immer noch recht gut und konnte einen grossen Teil des Aufstiegs fahrend bewältigen. Dies hat mich natürlich sehr motiviert.“

Happiger dritter Streckenteil

Nach einer rasanten Abfahrt passierte die Stöckli-Fahrerin S-Chanf weiterhin als Zweitplatzierte. Während sich der Rückstand auf die Führende Milena Landtwing bei gut 10 Minuten einpendelte, stieg der Vorsprung auf die nächsten Verfolgerinnen auf 12 Minuten an. Von S-Chanf bis nach Scuol lagen immer noch 50 Kilometer und 1‘000 Höhenmeter vor den Athletinnen. „Der letzte Drittel des Nationalparkmarathons hat zwar bedeutend weniger Höhenmeter als die ersten beiden. Mit den vielen Flachstücken und immer wieder kurzen Anstiegen, kommt er mir aber nicht wirklich entgegen. Zusätzlich herrschte ein leichter Gegenwind, was die Aufgabe noch etwas schwieriger machte.“

Beim letzten längeren Aufstieg von Lavin nach Ftan drückte Nadia Walker nochmals ordentlich aufs Tempo. Beflügelt von einem weiteren möglichen Podestplatz fuhr sie dem Ziel Scuol entgegen. „Auf den letzten 20 Kilometern musste ich nochmals richtig auf die Zähne beissen, aber ich wollte meinen zweiten Platz unbedingt ins Ziel bringen. Die vielen kurzen Gegensteigungen von Guarda nach Ftan hatten es nochmals in sich und verlangten mir alles ab.“ In Ftan angekommen, stand Nadia Walker noch die rund 5 Kilometer lange finale Abfahrt bevor. Mit dosiertem Risiko meisterte sie auch den letzten Streckenabschnitt souverän und konnte sich nach 7 Stunden und 15 Minuten als umjubelte Zweitplatzierte in Scuol feiern lassen. Gewonnen wurde das Rennen von Favoritin Milena Landtwing. Cornelia Hug setzte sich im Kampf um Platz drei gegen Andrea Kuster durch.

Sehr zufrieden

Eine zufriedene Nadia Walker meinte im Ziel: „Mit meinem Rennen und dem zweiten Platz bin ich natürlich überglücklich. Ich war mir nicht sicher, ob ich nach dem Eiger Bike Marathon in Grindelwald (88 km / 3‘900 hm) und dem Grand Raid im Wallis (95 km / 4‘000 hm) im dritten Rennen innerhalb von zwei Wochen nochmals eine solche Leistung abrufen kann. Ich bin mit einem guten Gefühl ins Bündnerland gereist, aber ich wusste auch, dass ich die Strapazen vom Grand Raid vor allem mental noch nicht ganz verdaut hatte. Umso zufriedener bin ich, dass ich meine Pace vom Start bis ins Ziel ohne grössere Probleme durchziehen und das Rennen auf dem zweiten Platz beenden konnte. Mit dieser Leistung ist mir auch mit Blick auf einen Podestplatz in der IXS-Gesamtwertung ein wichtiger Schritt gelungen. Nun schaue ich den beiden letzten Rennen gelassen entgegen. Alles was jetzt noch kommt ist Zugabe. Bereits am Sonntag, 14. September 2014 geht es mit der O-Tour in Alpnach weiter, bevor ich dann in vier Wochen als Saisonabschluss noch das Ironbike in Einsiedeln bestreiten werde.“