Walkers Offensive belohnt – 5. Sieg in Serie

10 Minuten nimmt Nadia Walker am Grand Raid im Wallis der Konkurrenz ab. Die Urnerin feiert ihren fünften Sieg in Serie und verbessert ihren im Jahr 2015 aufgestellten Streckenrekord um sagenhafte 17 Minuten.

Zum fünften Mal nahm Nadia Walker am traditionsreichen und prestigeträchtigen Grand Raid zwischen Verbier und Grimentz teil. Sie entschied sich, wie in den Vorjahren, die zweitlängste Strecke zwischen Nendaz und Grimentz mit 93 km und 4‘000 Höhenmetern zu absolvieren. Das Grand Raid ist bekannt für seine tolle und technisch anspruchsvolle Strecke, inmitten der imposanten Walliser Bergkulisse. Rund 2‘000 Bikerinnen und Biker stellten sich der Herausforderung.

Nach ihren vier Siegen in den Jahren 2012 bis 2015 gehörte Nadia Walker erneut zum engsten Kreis der Favoritinnen. Die 34-jährige Fahrerin des Bikewelt Gisler / Radsport Altdorf Teams entschied sich für dieselbe Taktik wie in den Vorjahren und fuhr von Beginn an ein offensives Rennen. Sie schlug bereits im ersten Anstieg von Nendaz nach Veysonnaz ein sehr hohes Tempo an und konnte sich sofort etwas absetzen. Einzig die Freiburgerin Illona Chavaillaz hielt den Rückstand mit etwas weniger als zwei Minuten in Grenzen. „Ich habe nicht gerne taktische Rennen und so fuhr ich vom Start weg sehr schnell. So konnte ich die Lage etwas abchecken und merkte, dass die meisten meiner Konkurrentinnen nicht mitgehen wollten respektive konnten.“

Vorsprung kontinuierlich ausgebaut

Nach 25 Kilometern und 1‘000 Höhenmetern passierte Nadia Walker die erste Verpflegungszone in Hérémence mit rund 4 Minuten Vorsprung auf Chavaillaz als Führende. Stéphanie Métille aus Neuenburg und die Walliserin Stéphanie Auberson folgten mit 8 bzw. 13 Minuten Rückstand. Auch in der zweiten Rennstunde drückte Walker weiter aufs Tempo. „Der Anstieg Richtung Mandelon war für mich, anders als in den Vorjahren, ein sehr guter Abschnitt. Ich fand auf dem relativ flachen Asphaltanstieg sehr schnell einen guten Rhythmus und konnte diesen voll durchziehen.“ Walker meisterte auch die anschliessende technisch anspruchsvolle Abfahrt nach Evolène sehr gut und konnte ihren Vorsprung auf die zweitplatzierte Illona Chavaillaz auf knapp 10 Minuten ausbauen. Métille und Auberson hatten zu diesem Zeitpunkt bereits über 20 Minuten eingebüsst.

Nach knapp 60 Kilometern und über 2‘000 Höhenmetern galt es noch die Steigung nach Eison und den berüchtigten Pas de Lona zu überwinden. Auf den letzten 350 Höhenmetern musste das Bike getragen oder geschoben werden. „Da ich die gesamte Strecke von den Vorjahren und einigen Trainingsfahrten her kannte, wusste ich genau, was mich erwartet. Die Anfahrt von Eison hoch Richtung Lona Pass gelang mir sehr gut. Ich probierte mich, wie schon in der ersten Rennhälfte, nochmals gut zu verpflegen und meine restlichen Kräfte zu bündeln.  Zwar spürte ich die bereits gefahrenen 3‘000 Höhenmeter in den Beinen, aber ich schaffte es trotzdem, meinen Rhythmus hoch zu halten und mich selber immer wieder zu pushen.“

Nur 10 Männer waren schneller

Nachdem Walker auch die über 30-minütige Tragpassage gemeistert hatte, überquerte sie den Pas de Lona mit über 10 Minuten Vorsprung auf die weiterhin zweitplatzierte Illona Chavaillaz. Abschliessend wartete die lange und technisch anspruchsvolle Abfahrt Richtung Ziel in Grimentz. Aufgrund ihres grossen Vorsprungs riskierte Walker nicht mehr Kopf und Kragen. So überquerte sie die Ziellinie nach 5 Stunden und 52 Minuten mit einem Vorsprung von gut 10 Minuten auf die zweitplatzierte Illona Chavaillaz sowie knapp 47 Minuten Vorsprung auf die drittplatzierte Stéphanie Métille. Mit der Siegerzeit pulverisierte Nadia Walker den eigenen Streckenrekord aus dem Jahr 2015 um unglaubliche 17 Minuten. Von den 198 klassierten Männern schafften es nur deren 10 vor Walker ins Ziel. „Mit meinem Rennen und dem Sieg bin ich natürlich überglücklich. Ich konnte in den vergangenen Wochen sehr gut trainieren und wusste, dass meine Form stimmt. Einziges Fragezeichen war nur, ob die fünf Tage Erholungszeit zwischen der Eiger Bike Challenge in Grindelwald vom letzten Wochenende und dem Grand Raid reichen würde. Ich wusste, dass für einen weiteren Erfolg alles stimmen muss – und heute stimmte alles. Ich kam ohne grössere Krise über die Runde. Nicht nur meine Beine drehten super, auch meine Betreuer an der Strecke machten einen perfekten Job.“ Walker versucht nun sich möglichst schnell und gut zu erholen, denn schon in einer Woche geht es mit dem Nationalparkmarathon in Scuol (138 km / 4'000 hm) weiter.